Chronik

Der Beginn und die NS-Zeit Im Sommer des Jahres 1911 versuchten Mitglieder des “katholischen Jünglingsvereins” erstmalig in Seulingen das Spiel mit dem “runden Leder”. Die Zeit des I.Weltkriegs erlaubte jedoch keinen organisierten Sportbetrieb. Die Geburtsstunde des TSV Seulingen fand am 2. Ostertag 1921 statt. Unter ihrem 1.Vorsitzenden Ferdinand Hagemann wurde der “FC Niedersachsen” gegründet. Den ersten Fußball schenkte Pater Sauer. Dazu kaufte der Verein einen Speer, eine Kugel und Trikots. Das erste Spiel gegen ein anderes Dorf fand noch im Jahre 1921 statt. Es wurde mit 5:1 Toren gegen Desingerode verloren. Zwei Wochen nach dieser Niederlage wurde das erste Heimspiel verdient mit 5:1 gegen den SV Sattenhausen gewonnen. Das erste offizielle Tor für den Verein schoss Heinrich Wucherpfennig, ein Bruder des langjährigen Küsters Bernhard Wucherpfennig. Nach der Eingliederung in die “DJK” (Deutsche Jugendkraft) und den katholischen Gesellenverein schlossen sich im Januar 1931, der inzwischen zu einem Turnverein gewordene, ehemalige FC Niedersachsen und die anderen Sportabteilung Seulingens zum TSV Seulingen zusammen. Die Sparten Leichtathletik, Faustball, Handball und Fußball blühten auf. Im gleichen Jahr wurde das erste große DJK Bezirkssportfest ausgerichtet; sogar Schwimmwettkämpfe wurden in der Seulinger Badeanstalt durchgeführt. Im Jahr 1933 stellt sich mit dem Gewinn der Fußballbezirksmeisterschaft der erste große Erfolg ein. Während sich andere Vereine (z. B. VFL Duderstadt, FC Brochthausen) steigern konnten, erlebte der TSV Seulingen in der NS-Zeit ein ruhigeres Sportgeschehen, das in der Zeit des II.Weltkriegs vollends eingestellt wurde.

 

Die Nachkriegszeit

Überraschend schnell wurde im September 1945 die erste Versammlung des TSV einberufen, damit noch im November der geordnete Spielbetrieb aufgenommen werden konnte. Zum 25-jährigen Vereinsjubiläum wurden im Juli 1946 zahlreiche Attraktionen, wie Fußballturniere, Schauturnen und Kegelwettkämpfe geboten. Trotz des sehr schlechten Wetters verfolgten mehr als 1000 Besucher diese Veranstaltungen. Es gab aber auch Probleme. So gliederte sich aufgrund erheblicher Unstimmigkeiten die Tischtennis-Abteilung aus dem Verein aus und gründete 1947 einen eigenen Sportverein. Nach den überstandenen Schwierigkeiten der späten vierziger Jahre beginnt in den 50er Jahren der wirtschaftliche und sportliche Aufstieg. Der Sportplatz im Weidental wird vergrößert und voller Stolz im August 1957 eingeweiht, denn mit einem 4:3 Sieg gegen Adenstedt war einige Wochen zuvor der größte sportliche Erfolg der bisherigen Vereinsgeschichte gelungen. Der Aufstieg der Fußballmannschaft in die Amateurliga, der damals dritthöchsten Spielklasse Deutschlands. Das entscheidende Tor schoss Werner Nordmann. Aber der zu dieser Zeit herausragende Spieler war Bernward Heckerodt.

 

Die 60er und 70er Jahre

Am 10. Februar 1963 wurde die Fahne des TSV Seulingen feierlich eingeweiht. Im Fußballbereich folgten mit dem Abstieg aus der Amateurliga 1959 einige Jahre des sportlichen Misserfolgs. Doch ab 1963 ging es wieder steil bergauf. Nach dem Erringen der Kreismeisterschaft und dem Aufstieg in die Bezirksklasse gelang 1965 sogar der Aufstieg in die Bezirksliga. Herausragende Ereignisse dieser Jahre waren aber zweifellos die Freundschaftsspiele gegen Bundesligamannschaften, die jeweils vor mehr als 5000 Zuschauern im Weidental stattgefunden haben. Während im Jahr 1965 das Spiel gegen Hannover 96 mit einer relativ knappen 0:3 Niederlage endete, ging das Spiel zum 50 jähriges Vereinsjubiläum (1971) gegen Hertha BSC Berlin mit 1:12 deutlich verloren. Im Jahr 1976 fand zur Einweihung des neu errichteten Sporthauses und des neuen A-Platzes ein Spiel gegen Eintracht Braunschweig statt. Trotz der sehr guten Mannschaftsleistung konnte die 1:7 Niederlage nicht verhindert werden. Als Libero überzeugte vor allem der damals 18 jährige Gerold Wucherpfennig, der auch in den folgenden Jahren zu einer tragenden Säule des Seulinger Fußballs werden sollte. Aufgrund der besonderen Initiative von Hans Turi, tatkräftig unterstützt von Gerd Rink und Heinz Busch, blühte aber auch der Tischtennissport in Seulingen wieder auf. Die Zelluloidkünstler errangen Jahr für Jahr zahlreiche Einzel- und Mannschaftstitel. Sicher auch in Anerkennung dieser Leistungen, durfte der TSV Seulingen 1970 die Norddeutschen-Tischtennis-Jugendmannschaftsmeisterschaften ausrichten. In den Berichterstattungen von Presse und Fernsehen wurde ausführlich über die trotz der sehr kleinen Halle- vorbildlich organisierte und durchgeführte Veranstaltung berichtet. Der weit über die Region hinausragende Bekanntheitsgrad des TSV Seulingen ist somit insbesondere auf die großartigen, sportlichen Erfolge der inzwischen wieder in den TSV integrierten Tischtennisabteilung und der Fußballabteilung zurückzuführen. Aber auch andere Sportarten wurden zu dieser Zeit im TSV betrieben. Den Schwerpunkt des Freizeitsports bildeten Damengymnastik und Judo.

 

Die 80er und 90er Jahre

In dieser Zeit hat der TSV Seulingen sein sportliches Angebot erheblich erweitert und sich zu einem modernen, vielseitigen und attraktiven Sportverein mit den Leistungssparten Tischtennis und Fußball entwickelt. Im Jahr 1980 wurde nach der Fertigstellung der Tennisplätze eine Tennissparte gegründet. Leider konnten die sehr engagierten Mitglieder ihren Sport im TSV nur wenige Jahre ausüben, da die erheblichen baulichen Mängel kein weiteres Tennisspielen auf der Anlage ermöglichten. Neben Judo wurde als weitere Kampfsportart auch Ju-Jutsu ins sportliche Angebot aufgenommen. Selbst Wandern gehörte mehrere Jahre zu den im TSV praktizierten Sportarten. Seit 1984 gehört auch das Kleinkinderturnen, das gerade in den letzten Jahren sehr intensiv von Müttern und Kindern angenommen wird, zu den im TSV Seulingen ausgeübten sportlichen Aktivitäten. Des weiteren ist die Vollleyballsparte seit 1992, als zum erstenmal eine Damenvolleyballmannschaft am organisierten Spielbetrieb teilgenommen hat, ein fester Bestandteil des TSV. Ebenso wie die schon viele Jahre zum Verein gehörende Damengymnastik- und die seit 1995 existierende Aerobicsparte. Für die Fußballer waren die 80er Jahre eine sehr erfolgreiche Zeit. Die sehr gute Jugendarbeit zahlte sich aus. Sowohl die A-Jugend, als auch die B-Jugend, beendeten die Saison 79/80 als Meister der Bezirksliga. Da für die B-Jugend kein weiterer Aufstieg möglich war, stieg nur die A-Jugend in die Bezirksoberliga auf. Nachdem zwanzig Jahre – länger als jeder andere Verein der Region – erfolgreich in der Bezirksliga gespielt wurde, gelang 1985 der lang ersehnte Aufstieg der 1. Mannschaft in die Bezirksoberliga. Leider währte die Klassenzugehörigkeit aber nur drei Jahre. Im Jahr 1986 folgte ein weiteres sportliches Highlight. Durch einen klaren 5:2 Sieg in einem denkwürdigen Spiel gegen den hohen Favoriten und späteren Verbandsligameister, SV Göttingen, wurde die 6. Runde des Bezirkspokals erreicht. In dieser Zeit ist auch die Idee gereift in einer Stadionzeitung regelmäßig über die aktuelle Situation im Verein zu informieren und gleichzeitig durch Anzeigen von Werbepartnern zusätzliche Einnahmen zu erzielen. Seit nunmehr 14 Jahren erscheinen die TSV-Nachrichten daher zu jedem Heimspiel unserer 1.Fußballmannschaft. Anfang der 90er Jahre schloss sich die Fußballabteilung des Nachbarortes Desingerode für mehrere Jahre dem TSV Seulingen an, um ihren wenigen Spielern die Möglichkeit einzuräumen, auch weiterhin aktiv am Spielbetrieb teilnehmen zu können. Zu dieser Zeit stellt der TSV fünf Herrenmannschaften und eine “Alte Herren”. Im Jahr 1996 wurde das 75-jährige Vereinsjubiläum mit zwei weiteren herausragenden sportlichen Ereignissen gefeiert. Mit der Begegnung zwischen den U 15 Auswahlmannschaften Deutschlands und der Niederlande fand zum erstemal ein Länderspiel im Weidental statt. Die deutsche Nationalmannschaft war vor etwa 6000 Zuschauern, größtenteils Schüler der umliegenden Schulen, die eindeutig bessere Mannschaft und siegte daher auch verdient mit 3:0. Wenige Wochen später konnte mit Arminia Bielefeld der 4. Bundesligist zu einem Freundschaftsspiel in Seulingen begrüßt werden. Trotz der 1 : 8 Niederlage zeigten die Seulinger Akteure eine kämpferisch und spielerisch starke Leistung. Während in den 80er Jahren verschiedene Einzel- und Mannschaftsmeisterschaften auf Kreis- und Bezirksebene errungen wurden, aber herausragende sportliche Erfolge oder spektakuläre Ereignisse ausblieben, sollten die 90er Jahre für die Tischtennisabteilung sehr erfolgreich werden. Mehreren Spieljahren in der 2. Verbandsliga folgten (nach der Umstrukturierung der Spielklassen) einige Jahre in der 1. Bezirksliga. Mitte der 90er gelang dann der Aufstieg der ersten Mannschaft in die Bezirksoberliga. Der bisherige, sportliche Höhepunkt wurde jedoch erst im Jahr 2000, mit dem Aufstieg in die Landesliga, erreicht. Im selben Jahr folgte mit dem Bezirkspokalsieg ein weiterer großer Erfolg. Auch aufgrund dieser herausragenden Leistungen besteht bei vielen Seulingern großes Interesse am Tischtennis. Zur Zeit nehmen neben mehreren Schüler-, Jugend- und Damenmannschaften insgesamt 7 Herrenmannschaften aktiv am Spielbetrieb teil. Obwohl die zahlreichen Erfolge auf großartige Mannschaftsleistungen zurück zu führen sind, muss die Leistung eines Spielers besonders erwähnt werden. Reinhard Wucherpfennig (Mecki), hat als langjähriger Spitzenspieler einen sehr großen Anteil am sportlichen Höhenflug der Tischtennisabteilung. Seine bisher fast 20 Einzel-Vereinsmeistertitel unterstreichen seine Leistungsstärke eindrucksvoll.

 

Jugendarbeit & sonstige Aktivitäten

Obgleich die sportliche Leistungstärke im TSV eine große Bedeutung besitzt, ist sich der TSV Seulingen seinen kulturellen, gesellschaftlichen und sozialen Verpflichtungen, die er als dörflicher Breitensportverein besitzt, durchaus bewusst. Aus diesem Grund stellt die Jugendarbeit bereits seit Jahren einen Schwerpunkt im Verein dar. Außer einem qualifizierten und umfangreichen Trainingsprogramm, das die Grundlage des sportlichen Erfolgs darstellt, wird den Kindern und Jugendlichen ein breites Spektrum weiterer Freizeitaktivitäten geboten. Dazu gehören das jährliche Zeltlager auf der “Stolle” einem Freizeitlager des Kreissportbundes, das Schneewochenende auf der “Eichsfelder Hütte” einem Jugendlandheim im Harz, die Organisation und Durchführung von Sportwochen und Turnieren mit einem umfangreichen Begleitprogramm sowie zahlreiche andere Veranstaltungen. Für seine herausragende Jugendarbeit wurde der TSV kürzlich mit dem “Sepp Herberger -Preis” ausgezeichnet. Aber auch langjährige freundschaftliche Beziehungen zu anderen Sportvereinen, die mit regelmäßigen Vergleichswettkämpfe und gemeinsamen Feiern einhergehen, werden im TSV Seulingen gepflegt. So begann mit dem ersten Besuch von Fußballern der Grafschaft Stroud (Südwestengland) zum 50 jährigen Vereinsjubiläum eine intensive freundschaftliche Beziehung, die seit nunmehr 30 Jahren unvermindert anhält und durch gegenseitige Besuche immer wieder aufgefrischt und vertieft wird. Außerdem verbindet die Tischtennisabteilung des TSV seit Ende der 80er eine enge Freundschaft mit den Tischtennisspielern des SV Rot Weiß Wingerode, einem Sportverein aus Nordthüringen.

 

Resume

Wie der Rückblick auf die nunmehr über 80 jährige Vereinsgeschichte zeigt, hat der TSV Seulingen zahlreiche Höhen, aber auch einige Tiefen, erlebt. Die unzähligen kleinen und großen Erfolge sowie die herausragenden Sportveranstaltungen haben dem Verein einen überregionalen Bekanntheitsgrad verliehen. Nicht zuletzt weil die erfolgreiche Vergangenheit eine große Verpflichtung ist, wird der TSV Seulingen auch in Zukunft als moderner, vielseitiger und aktiver Sportverein mit zur Zeit 6 Abteilungen und fast 600 Vereinsmitgliedern einen wertvollen kulturellen und gesellschaftlichen Beitrag für die Dorfgemeinschaft leisten und durch weitere sportliche Erfolge ein Garant dafür sein, dass man vielerorts mit Achtung und Respekt über Seulingen und seinen TSV sprechen wird.

 

Wolfgang Hübenthal (Ehren Vorsitzender)